Es war einmal ein kleiner grauer Kater, wir nannten ihn Muck und man schrieb das Jahr 1960. Ich hatte ihn von meinem Mann Horst in Aachen geschenkt bekommen. Nach vier Umzügen und vier Kindern landeten wir 1964 in Nieder-Olm auf dem Land in der Nähe von Mainz. Ich glaubte, Muck hätte nach vier Jahren „Wohnungshaft“ endlich seine Freiheit verdient und ließ ihn frei laufen, was er sehr genoß, auch wenn er oft furchtbar zugerichtet heimkam. Unsere Pflege war ihm gewiss, was für ihn sicher auch genüsslich war, hatte er doch sicher heldenhafte Taten vollbracht.

Im Ort kannte man uns, vier Kinder, unsere Howarwarthündin Adda und der Kater Muck. 1966 schloss sich uns eine graue Katze an, sie wurde uns gebracht, die Vaterschaft von Kater Muck schien nicht zu leugnen. Offensichtlich waren seine Kampfzüge erfolgreich, er hatte für Nachwuchs gesorgt. Mussa war elegant, mit reingrünen Augen. Nach drei Jahren war Kater Muck leider spurlos verschwunden. Dass man einen Kater kastrieren und ihn damit von triebhaften Streifzügen mit traurigen Folgen abhalten kann, war mir damals nicht bekannt. Ich trauerte sehr um meinen kleinen, wackeren Freund. Mussa blieb dem schwarzen Kater Mikesch, der in der Nachbarschaft lebte, treu. Zweimal im Jahr schenkte sie uns vier reingraue Kätzchen. Die meisten haben vier verschenkt, denn ein einfaches graues Kätzchen kaufen wollte damals niemand. Jedes verschenkte Kätzchen bedeutete für mich ein Abschied in die Ungewissheit.

Es kam der Tag, an dem ich das erste Mal von den „Russisch-Blau“ hörte. Ein Kollege meines Mannes, dessen Gattin Siamesen züchtete, erzählte uns von ihnen und von einem Katzenclub. Er meinte, wir sollten unsere Katzen dort doch einfach einmal vorstellen. Im Jahre 1968 wurden wir Mitglied im 1. DEKZV. Der damalige Vorstand Herr Stein fand unsere Mussa mit ihrer Tochter Bora aus dem ersten Wurf vom 10.04.1968 sehr schön. Wir sollten einfach einmal auf eine Katzenausstellung gehen und unsere Schätzchen bewerten lassen. Sollten sie ein „Vorzüglich“ erlangen, könnte ich EXPERIMENTALSTAMMBÄUME beantragen. Ich war begeistert von der Idee und beantragte sogleich den Zwingernamen „Vom Woog“, das war unsere Adresse in Nieder-Olm. Dieser Name war merkwürdigerweise in der F.I.F.E. bereits vergeben. Nach langen Überlegungen fanden wir endlich unseren endgültigen Zwingernamen. Meine Katzen erhielten fortan und bis heute den klangvollen Namen „von der Laurentziburg“.

Im November 1968 fuhr ich nach Stuttgart auf meine erste Katzenausstellung in Begleitung von 7 Katzen (Mussa, Bora, Muck II, Burschi sowie 4 Katzenbabys / namenlos) und zwei Kindern (Andreas, Christiane). Eine gigantische Ausstellung erwartete uns, bis zu 600 Austeller plus Katzen.  Ich wusste nicht was mich erwartete, und was ich mitbringen sollte, so waren meine Käfige reichlich spärlich dekoriert. Dennoch! Alle meine Katzen und auch der Wurf wurden mit vorzüglich bewertet. Der Experimentalstammbaum 1. Generation war mir gewiss.

Nicht nur das, auf der Ausstellung lernte ich Katzenfreunde aus aller Herren Länder kennen. Frau Wehl züchtete in Stuttgart Russisch Blau (von der Solitude) , bei ihr lebte ein Igor of Finlandia und eine Linda de Fleurville. Wir kamen ins Gespräch und ihr gefiel besonders meine Bora, („mit dieser Katze müssen sie züchten!“), Frau Wehl war begeistert.

Bora war elegant, rein grüne, lebhafte Augen, mittelblau und kurzes Fell eine gerade Nase und von sehr liebenswertem Wesen. Ich hörte von weiteren Zwingern:

– Kabbarps aus Schwerden von Frau Anja Björnberg
– Lefine aus Dänemark von Frau Alice Heinsen
– Von Ayudhya aus Deutschland von Frau Dr. Fulle

Am 20 Januar 1969 wurde Mussa von der Laurentziburg in das Zuchtbuch des 1. DEKZV eingetragen und war nun offiziell meine erste Zuchtkatze.

Es gab kein Halten mehr nach dem großen Erfolg von Stuttgart . Ich setzte mich mit Frau Björnberg in Schwerden in Verbindung. Sie hatte damals keine Kitten und nannte mir Alice Heinsen in Dänemark. Die beiden arbeiteten damals züchterisch zusammen. Frau Heinsen vertraute mir Bucki-Blue Lefine *15.11.1968 an. Er holte in Berlin am Funkturm sein erstes CAC und war ein kleiner Star.

Am 13.05.1970 wurde der wunderschöne Sohn von Bora und Bucki-Blue geboren, Florian von der Laurentziburg. Er gewann mehrere Male BIV und wurde in Brüssel und in Gent „Best in Show“!

Ich trat der „Russian Blue Association“ in England bei. Es entstanden zahlreiche Kontakte und Freundschaften. . Eines Tages kam ein Heft von Cat-Fancy in meine Hände. Siehe da, in Amerika gab es auch Russen. Ich schrieb Mrs. Herceg in Ohio-Cleveland, Cattery Kit-Kins’s. Von ihr erhielt ich Kit-Kin’s Sandra *05.08.1970 zum Preis von DM 640,- plus DM 350,- Fracht. Ein stolzer Preis für die erste Katze, die aus den Staaten zu uns kam. Der übliche Preis für eine Russisch Blau Katze in Deutschland betrug damals ca. 300,- DM.

Sandra war eine besondere Katze, sie wurde meine Katze.Am 27.06.1973 wurde Mücke von der Laurentziburg geboren, sie war die Tochter von Sandra und Florian, die mich durch ihr Lächeln verzauberte. 1973 besuchte mich Frau Björnberg (Schweden) und das Ehepaar Heinsen aus Kopenhagen in Nieder-Olm, danach durfte ich Jonas Lefine aus Dänemark importieren. In den Lefine-Stammbäumen sind berühmte Namen wie die Higginbothan Blue Delight, Sylphides und Jemmymay aus England, Kabbarps und Mölleby aus Schweden sowie Olsenburg von Finnland, Tinnerdalens, Dunloe und Braheborg.

Simson von der Laurentziburg kam am 16.06.1075 auf die Welt, der Sohn von Sandra und Jonas. Am 10.10.1976 wurde er in Kopenhagen zur Sensation, Bester Kurzhaar Kater und Best in Show in einer Ausstellung mit bis zu 800 Katzen. In Berlin am Funkturm 1976 ebenfalls Best in Show.

Mit Jonas und Sandra hatte ich meine reine Russenlinie und mit Florian und Mücke meine Experimentallinie, die ich 5 Generationen durchzüchtete und für meine Mussa II. den 1. Vollstammbaum erhielt. Mussa ging zu Frau Clement, Zwinger „von Echinor“, die mit ihr ihre Russisch Blau Zucht aufbaute.

Bald hatte ich mit Sandra und Jonas 5 Internationale Champions zu Hause:Simson, Mücke, Florian, Jessabelle und Julius, alle natürlich von der Laurentziburg. Eine höhere Klassifizierung gab es damals nicht. Erst später entstand der Grand International und der Euro Champion (EC und GIC).Auch gab es nur 2 Ausstellungen im Jahr in Deutschland. Meine Katzen eroberten die Welt, sie gingen nach USA, Dänemark, Frankreich, Österreich und Holland. 1976 kam auch Jana Knyova, Zwinger Rosa Clauca, aus Prag zu uns, um ihre blaue Katze Elsa von meinem Jonas Lefine, RB, decken zu lassen. Daraus ging „Galanthus Rosa Glauca“ hervor, mit der Frau Knyova ihre 1. Generation der Experimentalstammbäume aufbaute.

Beruf, und Familie nahmen mir immer mehr die Zeit für das wunderschöne Hobby des Katzenzüchtens. Ich beschloss zunächst mit der Zucht aufzuhören, meine eigenen Katzen blieben mir ja erhalten.

Im Herbst 1998, oh Wunder, gab es eine kleine Katzenausstellung im Nachbarort „Stadecken-Elsheim“, ich glaube der Verein hieß „Grand Prix“. Es reizte mich und schon am Samstag war ich dort.

Es waren auffallend viele Russen und Main Coons da. Ein kleines Katerle sah verblüffend meinem Hauskater Bimbo ähnlich, von dem ich wusste, dass er nicht mehr lange leben würde. Nach schlaflosen Nächten und vielem Nachdenken holte ich unseren „Areyonga’s Minousch“ ,genannt Leo, ein Black-Tabby Main Coon Kater, ins Haus.

Ich wollte ja nicht mehr züchten, deswegen schaute ich mir auf der Ausstellung die Russen nur oberflächlich an. Jedoch eine kleine Russin fiel mir auf, ich konnte irgendwie meinen Simson erkennen? Erinnerungen wurden wach! Ich fragte die Besitzerin nach dem Stammbaum, den sie mir anderntags mitbringen wollte. Sonntag darauf tigerte ich wieder hin, und siehe da, die Katze hieß „Flashpaw’s Movie Star“ und hinten im Stammbaum fand ich meinen Simson von der Laurentziburg Int.Ch.

Die Ausstellerin hieß Gudrun Engemann und wohnte im übernächsten Ort. Wir blieben in Verbindung. Gudrun stellte den Kontakt zu Jana Knyowa wieder her, die früher oft unser Gast war.

Leo, unser Main Coon, wurde ein stattlicher Kater, seine Züchter waren begeistert. Ich schleppte ihn zur 1. Ausstellung in Ravensburg, er war mittlerweile schon Offene Klasse, aber es behagte ihm gar nicht in seinem Käfig.

Trotz schlechter Manieren schaffte er in Lübeck seinen Champion-Titel. Ich mutete ihm keine Ausstellung mehr zu „Was ein Jammer!?“ meinte der Richter Mr. Calmes.

Gudrun Engemann erzählte mir von einer renommierten Main Coon Zucht in Wien. Leo jammerte mir die Ohren voll, ich ließ mich erweichen und bald zog „Castines Ithaka“, Tochter von World Winner A-Castines X-Large, unser Torbie-Mäuschen bei uns ein. Frau Claudia Haslinger brachte sie uns, als sie Gudrun in Wörrstadt besuchte.

Ithaka war sehr erfolgreich und brachte es schnell zum GIC, bekam viele Rassesiege und auch „Best in Show“.

Sie hatte mit Leo zwei Würfe mit wunderschönen Kindern. Bei Leo und Ithaka war es Liebe auf den ersten Blick. Sie bleibt ihrem Leo treu, auch wenn er inzwischen kastriert wurde. Zweimal wollten wir sie von einem anderen Kater decken lassen, ohne Erfolg.

Nach den ersten Ausstellungen wunderten sich viele, wie ich zu den Main Coons gekommen war, und konnten es nicht verstehen. Ich muss sagen, die Russen ließen mir in der Tat keine Ruhe. Ich knüpfte erneut Kontakt zu Jana und Linda, die mir Winona Rosa Glauca brachten. Der Kreis war damit wieder geschlossen.

Winona Wurde GIC und ich reiste mit dem Zug nach Prag zu EC Opiom de la Mer de Kara, er lebte mit Jana. Ein Wurf von 4 Katern und 1 Kätzchen entsprang diesem Besuch und Orlando von der Laurentziburg war geboren. Ich konnte mich nicht von ihm trennen. Er wuchs zu einem schönen Kater heran, wurde GIC, zweimal Best in Show und zweimal Best of Best.

Am 4. September 2002 hatte Gudrun einen Wurf mit Movie Star. Nach 2 Monaten fuhr ich hin, die Kitten anschauen. Ein kleines helles Mädchen legte sich auf meinen Schoß und dachte nicht daran diesen Platz zu räumen. Auf dem Heimweg kam mir die Idee, sie könnte ja etwas für Orlando sein. Eine Nacht geschlafen. Anfrage bei Gudrun – Rücksprache ihrerseits mit Wien – und alles war klar. Checky-rascal Glamour Girl – genannt Marylin – zog im Januar 2003 bei uns ein.

Auch Marylin war sehr erfolreich wurde Best Kitten, schnell GIC und zweimal Best of Best, sowie wiederholt Rassesieger.

Aus dem Wurf Winona und Orlando blieb 2003 mein geliebter Carlo von der Laurentziburg bei uns. Orlando freute sich natürlich auch über die hübsche Marylin und hatte mit ihr am 18.03.2004 einen Wurf. Davon blieb IC Deborha von der Laurentziburg. Später gesellte sich Florine von der Laurentziburg dazu, sie ist unsere jüngste Zuchtkatze und ein Sprösslein von Marylin und Carlo.

So kann es gehen, ich wollte ja nicht mehr züchten… 🙂